Im Gespräch mit unserer Expertin für internationale Zulassungen, Martine Segener
Prognosen für Auslandsexporte in Länder des Mittleren Ostens stehen gut. Insbesondere Produkte wie Kosmetika, Bau- und Sanitärprodukte und Autoersatzteile aus dem europäischen Ausland werden nachgefragt.
Für viele Hersteller stellen die unterschiedlichen Zulassungsvorschriften, Länderspezifikationen, kulturelle Gepflogenheiten und Sprachbarrieren eine Herausforderung beim Export Ihrer Waren dar. Denn die Chance, auf neuen Märkten erfolgreich zu sein ist oft abhängig von einer guten Planung, da durch schwer kalkulierbare Risiken bei der Zulassung hohe Kosten entstehen können.
In unserer Interviewreihe möchten wir Ihnen Spezifikationen und Besonderheiten bei der Zulassung in verschiedene Länder des Mittleren Ostens näherbringen.
TÜV Rheinland ist aktuell die einzige Benannte Stelle, die ein seit 1. Oktober 2020 obligatorisches CoR Bewertungsverfahrens für Hersteller und Zulieferer für den Irak durchführen kann.
Martine Nicola SegenerIm Interview mit unserer Expertin für internationale Zulassungen bei TÜV Rheinland, Frau Martine Segener, gehen wir als erstes Thema auf Anforderungen beim Export in den Irak ein. Was müssen Hersteller und Inverkehrbringer beachten? Welche besonderen, länderspezifischen Vorschriften gibt es, die die Einfuhr Ihrer Produkte verzögern oder behindern könnten?
Welche Herausforderungen haben Hersteller aktuell, wenn sie ihr Produkt für den Irak zulassen möchten?
Bis vor einiger Zeit war für die Einfuhr von Waren in den Irak nur ein CoC (Certificate of Conformity) verpflichtend. Die Herausforderung dabei war, dass im CoC Programm für Wareneinfuhr in den Irak nur wenige Produkte reguliert waren. So gelangten viele Waren auf den Markt, die bisher nicht unter die Regulierung fielen. Unter anderem Raubkopien von Markenprodukten oder qualitativ geringwertige Güter.
Um dem entgegenzuwirken und die Glaubwürdigkeit von Herstellern und Lieferanten zu überprüfen und somit sicherzustellen, dass nur sichere und qualitativ hochwertige Produkte auf den Markt gelangen, hat die State Company for Iraqi Fairs and Commercial Services, eine Tochtergesellschaft des Ministry of Trade in the Republic of Iraq, das Certificate of Registrations (CoR) für Hersteller und Zulieferer aus Exportländern eingeführt. Dieses Bewertungsprogramm ist seit dem 1. Oktober 2020 Voraussetzung für die Erlangung einer Importlizenz im Irak.
Biographie |
Martine Nicola Segener ist seit 2016 bei TÜV Rheinland beschäftigt. Seit Anfang des Jahres in Ihrer Funktion als Operation Managerin bei der DIN CERTCO Gesellschaft für Konformitätsbewertung mbH. Sie ist eine erfahrene Expertin für internationale Zulassungsvorschriften im Nahen Osten und Afrika. |
Was bedeutet das neue CoR Programm für mich als Hersteller?
Das CoR Programm soll sicherstellen, dass wirklich nur Produkte des jeweilig zertifizierten Herstellers mit den registrierten Markennamen auf den Markt kommen und keine Kopien oder geringwertige Güter. Dies stellt zum einen die Gewährleistung der Produkte für die Verbraucher im Irak sicher und ist zum anderen bei Fragen der Haftung relevant.
Hersteller und Händler, die Waren in den Irak exportieren wollen, müssen sich einem Audit unterziehen um das CoR zu erhalten. Dies ist Voraussetzung für die Ausstellung einer Importlizenz durch die irakischen Behörden an die jeweiligen Importeure.
Wie läuft die Bewertung ab?
Der Hersteller oder Zulieferer meldet sich bei uns und teilt uns mit, welche Produkte und Marken er produziert und in welchen Werken.
Anschließend werden alle Werke vor Ort überprüft und auditiert. Des Weiteren wird ein Dokumenten-Check durchgeführt und Handelsregisterauszüge sowie Markenzertifikate überprüft um sicherzustellen, dass alle Unterlagen für die Herstellung der Produkte gültig sind.
Nach positiver Bewertung erhält der Hersteller / Händler dann sein Certificate of Registration (CoR). Parallel laden unsere Kollegen aus dem Irak das Zertifikat in einem Online Portal der irakischen Behörde hoch. So ist Missbrauch unmöglich. Die Behörde sieht so auf einen Blick, welche Produkte, Marken, Werke und welcher Importeur auf dem Zertifikat hinterlegt ist. So steht der Ausstellung der Importlizenz für den Importeur nichts mehr entgegen.
Wie aufwendig ist die Zertifizierung eines Herstellers bzw. Händlers? Wieviel Zeit muss man für die Registrierung aufbringen?
Der zeitliche Aufwand für die Zertifizierung ist stark abhängig von der Anzahl der Werke, da jedes Werk auditiert werden muss. Das Audit an sich dauert einen Werktag. Nach dem Audit erhält der Hersteller nach ca. einer Woche sein Zertifikat. Großer Vorteil: das Zertifikat wird von TÜV Rheinland den irakischen Behörden vor Ort über ein Online Portal direkt zugänglich gemacht.
Wie unterstützt TÜV Rheinland mich beim Export?
Aktuell ist TÜV Rheinland die einzige Benannte Stelle, die berechtigt ist, das CoR Programm durchzuführen.
Als zuverlässiger und weltweit anerkannter Partner für Zertifizierungen prüfen und bescheinigen wir Konformitäts- und CoR-Zertifikate für alle Produkte, die für den Export in den Irak bestimmt sind. Unsere Expert*innen verfügen über langjährige Erfahrung mit den Einfuhrbestimmungen für importierte Produkte und sind der richtige Partner für Ihre Marktzulassung im Irak.
Wenn auch Sie durch den Export Ihrer Produkte in den Irak einen neuen Markt erschließen möchten, kontaktieren Sie noch heute unsere Experten!